ERHAL­TENS­WER­TE GRABSTÄTTEN

August Wer­ni­cke
Bedeu­ten­der hal­li­scher Fabrikbesitzer
geb.: 18. Mai 1836
gest.: 11. April 1915 in Halle

Ein­ma­li­ge reprä­sen­ta­ti­ve Grab­an­la­ge eines hal­li­schen Maschi­nen­fa­bri­kan­ten auf dem Nord­fried­hof mit gro­ßer Bedeu­tung für die Wirt­schafts­ge­schich­te der Saalestadt

Not­wen­di­ge Sicherungsmaßnahmen:
1. Her­stel­lung der Stand­fes­tig­keit des Grabunterbaus
2. Wie­der­auf­stel­len der schwe­ren Blö­cke aus schwar­zen Marmor

Kurz­bio­gra­phie: „Und wenn’s köst­lich gewe­sen ist, so ist’s Mühe und Arbeit gewesen.“

Die­ser Lebens­leit­spruch fin­det sich auf der reprä­sen­ta­ti­ven Fami­li­en­grab­stät­te Wer­ni­cke. August Wer­ni­cke grün­de­te 1871 in der Mer­se­bur­ger Stra­ße eine Fabrik für Zucker­fa­bri­ka­ti­ons­ma­schi­nen, die sich bis zu sei­nem Tod zu einer der bedeu­tends­ten hal­li­schen Maschi­nen­fa­bri­ken ent­wi­ckel­te und ihre Pro­duk­te welt­weit expor­tier­te. 1898 erfolg­te die Umwand­lung in eine Akti­en­ge­sell­schaft unter Vor­sitz von August Wer­ni­cke. Die Fir­ma besaß welt­weit zahl­rei­che Paten­te für Zuckerfabrikmaschinen.

Die Grab­an­la­ge ist das bedeu­tends­te erhal­te­ne Grab­denk­mal eines hal­li­schen Indus­tri­el­len aus der Zeit vor 1918 und kann daher als stadt­ge­schicht­lich sehr bedeut­sam ein­ge­schätzt wer­den Die Grab­an­la­ge muß unbe­dingt erhal­ten wer­den. Der­zeit (April 2017) wur­de es gera­de wie­der auf­ge­stellt und mit der Restau­ra­ti­on begonnen.


Prof. Ernst Kohl­schüt­ter – Hel­fer der Armen in Glaucha
Medi­zin­pro­fes­sor, lang­jäh­ri­ger hal­li­scher Stadt­ver­ord­ne­ter und ver­dien­ter Kommunalpolitiker,
geb.: 26. Dezem­ber 1837 in Dresden
gest.: 7. Sep­tem­ber 1905 in Halle

Reprä­sen­ta­ti­ves Mar­mor­denk­mal auf dem Nord­frie­hof mit stär­ke­ren Ver­wit­te­rungs­spu­ren sowie ohne nament­li­chen Bezug zur Per­son von Prof. Ernst Kohlschütter

Vor­ge­se­he­ne ers­te Sicherungsmaßnahmen:
1. Anbrin­gen einen sepa­ra­ten Namens­ta­fel neben dem Grabstein
2. Restau­rie­rung der Beschä­di­gun­gen (vor allem im Gesichtsbereich)

Kurz­bio­gra­phie:
Die Kohl­schüt­ter­stra­ße, eine klei­ne Neben­stra­ße der Reil­stra­ße am Reil­eck, kennt sicher fast jeder Hal­len­ser; weni­ge wis­sen jedoch, dass die­se schon Ende 1905, weni­ge Wochen nach dem am 7. Sep­tem­ber 1905 erfolg­ten Tod von Prof. Ernst Kohl­schüt­ter, nach die­sem ver­dien­ten hal­li­schen Kom­mu­nal­po­li­ti­ker benannt wur­de. Dies war damals unge­wöhn­lich und soll­te eine beson­de­re Ehrung für sein sozia­les Enga­ge­ment als Stadt­ver­ord­ne­ter und lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der des 1874 gegrün­de­ten „Ver­eins für Volks­wohl“ vor allem für die ärme­ren Bevöl­ke­rungs­schich­ten der Saal­e­stadt darstellen.

Am 26. Dezem­ber 1837 in Dres­den als Sohn eines prak­ti­schen Arz­tes gebo­ren, besuch­te Kohl­schüt­ter ab 1850 die berühm­te säch­si­sche Fürs­ten­schu­le St. Afra in Mei­ßen, die er 1856 mit dem Abitur ver­ließ. Das Medi­zin­stu­di­um in Leip­zig schloß er 1862 mit der Pro­mo­ti­on ab. Bald dar­auf wur­de er in Hal­le Assis­tent von Theo­dor Weber (1829–1914) und habi­li­tier­te sich 1866 als Pri­vat­do­zent. Sei­ne Vor­le­sun­gen hielt er teil­wei­se im Städ­ti­schen Kran­ken­haus in Glau­cha, und mit sei­ner Ernen­nung 1875 zum unbe­sol­de­ten außer­or­dent­li­chen Pro­fes­sor schien die aka­de­mi­sche Lauf­bahn geeb­net. Es kam jedoch anders. Prof. Kohl­schüt­ter erhielt nie­mals einen Ruf auf einen Lehr­stuhl und war, um sei­ne Fami­lie ernäh­ren zu kön­nen, auf den Ertrag sei­ner ärzt­li­chen Pra­xis und die Vor­le­sungs­ho­no­ra­re ange­wie­sen. Mit grö­ße­ren wis­sen­schaft­li­chen Publi­ka­tio­nen trat er kaum in Erscheinung.

Sta­tus: abge­schlos­se­nes Projekt


Her­mann Niet­sch­mann (Pseud­onym: Armin Stein)
Hal­li­scher Hei­mat­schrift­stel­ler, Pfar­rer an der Moritzkirche
Geb.: 11. Janu­ar 1840 in Neu­tz-Let­te­witz (Saa­le­kreis)
Gest.: 27. Janu­ar 1929 in Halle

Umge­stürt­zer Grab­stein auf dem Nordfriedhof

Geplan­te Sicherungsmaßnahmen:
1. Wie­der­be­fes­ti­gung des Grab­steins auf der erhal­te­nen Grabeinfassung
2. Neu­ver­gol­dung der Grabinschrift

Kurz­bio­gra­phie:
Heu­te nahe­zu ver­ges­sen — der Hei­mat­schrift­stel­ler Armin Stein.
Kaum noch ein Hal­len­ser dürf­te wis­sen, dass zwi­schen 1871 und 1929 ein Bür­ger der Stadt nahe­zu 100 Bücher sowei mehr als 300 Arti­kel für Zeit­schrif­ten und Zei­tun­gen schrieb. Damit gehört bis heu­te der ehe­mals bekann­te hal­li­sche Hei­mat­schrift­stel­ler und Kom­po­nist Her­mann Otto Niet­sch­mann zu den pro­duk­tivs­ten deut­schen Schrift­stel­lern. Unter dem Pseud­onym Armin Stein erschie­nen sei­ne Wer­ke seit 1879 vor allem im Ver­lag der Buch­hand­lung des Wai­sen­hau­ses. Gebo­ren wur­de Her­mann Niet­sch­mann am 11. Janu­ar 1840 in Neu­tz bei Wet­tin, wo sein Vater Leh­rer war. Mit 13 Jah­ren trat er in die Lati­na der Fran­cke­schen Stif­tun­gen ein und ver­brach­te seit­dem, von weni­gen Unter­bre­chun­gen abge­se­hen, sein gan­zes Leben — er ver­starb am 27.11.1929 weni­ge Wochen vor Voll­endung sei­nes 90. Geburts­ta­ges — in Hal­le. An der hal­li­schen Uni­ver­si­tät stu­dier­te er Theo­lo­gie. Nach Abschluss des Stu­di­ums im Jah­re 1864 war er eini­ge Jah­re als Haus­leh­rer an ver­schie­de­nen Stel­len tätig. Im Jah­re 1867 wur­de er Dia­kon, spä­ter Pfar­rer an der Moritz­kir­che und am städ­ti­schen Hos­pi­tal. 40 Jah­re lang wirk­te er in der Moritz­ge­mein­de, bis er 67jährig 1907 in den Ruhe­stand trat. Vom Jah­re 1871 an ent­fal­te­te Her­mann Niet­sch­mann eine außer­or­dent­lich frucht­ba­re schrift­stel­le­ri­sche Tätig­keit. Zwei Gebie­te waren es, die er haupt­säch­lich pfleg­te: das der volks­tüm­li­chen Erzäh­lun­gen (“Schlich­te Geschich­ten”, nann­te er selbst die­se Grup­pe sei­ner Bücher, ins­ge­samt neun Bän­de), und das der geschicht­li­chen Erzäh­lun­gen (“Deut­sche Geschichts- und Lebens­bil­der”, ins­ge­samt 33 Bände).

Sta­tus: abge­schlos­se­nes Projekt

Albert Ebert
Nai­ver deut­scher Maler und Gra­fi­ker aus Halle
geb.: 26. April 1906 in Halle
gest.: 21. August 1976 in Halle

Gesamt­re­no­vie­rung der Grab­stät­te (Fried­hof Kröllwitz?)

Kurz­bio­gra­fie
Auch heu­te noch bekann­ter und ver­her­ter Kunst­ma­ler in Hal­le. Hat im Muse­um Moritz­burg in Hal­le ein eige­nes Kabi­nett mit vie­len Bildwerken.

1946 stu­dier­te er zwei Semes­ter an der Kunst­hoch­schu­le Burg Gie­bi­chen­stein in Hal­le Male­rei bei Pro­fes­sor Charles Cro­del. Danach arbei­te­te er neben der Male­rei als Gele­gens­heits­ar­bei­ter, 1948 auch als Restau­ra­tor am Muse­um Moritz­burg in Hal­le. Sei­ne Woh­nung lag in Hal­les Stadt­teil Kröll­witz. Mit der För­de­rung durch Freun­de und einem Sti­pen­di­um der CSU in der DDR war es ihm mög­lich ab 1956 frei­schaf­fend als Kunst­ma­ler zu arbei­ten. Er wur­de mit dem Kunst­preis der Stadt Hal­le geehrt (1973). Sein Werk hat heu­te noch vie­le Samm­ler und wird immer noch in Per­so­nal­aus­stel­lun­gen gezeigt.

Sta­tus: abge­schlos­se­nes Projekt

Prof. Dr. Theo­dor Weber
Medi­zin­pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Hal­le, hal­le­scher Ehrenbürger
Geb.: 18 August 1829 in Leipzig
Gest.: 4. Sep­tem­ber 1914 in Halle

Loser Grab­stein mit stark ver­wit­ter­ter Inschrift auf der Fami­li­en­grab­stätt auf dem Nordfriedhof

Not­wen­di­ge Sicherungsmaßnahmen:
1. Wie­der­be­fes­ti­gung des Grab­steins auf dem erhal­te­nen Sockel
2. Neu­ver­gol­dung der Grabinschrift

Die Finan­zie­rung wur­de dan­kens­wer­ter­wei­se von einem Groß­nef­fen Theo­dor Webers, Herrn Prof. Dr. Rudolf Sell­heim (Frank­furt / Main), übernommen.

Kurz­bio­gra­fie:
Der aus einer weit ver­zweig­ten Gelehr­ten­fa­mi­lie stam­men­de Weber stu­dier­te an den Uni­ver­si­tä­ten Göt­tin­gen und Leip­zig Medi­zin. 1854 pro­mo­vier­te er an der Uni­ver­si­tät Leip­zig mit der Dis­ser­ta­ti­on “De causis strep­tiuum in vasis san­gui­fe­ris obser­va­t­um” zum Dr. med. Danach war er als Hilfs­as­sis­tent am Jakobshos­pi­tal in Leip­zig beschäf­tigt. 1855 habi­li­tier­te er sich an der Uni­ver­si­tät Leip­zig für das Fach inne­re Medi­zin und wur­de 1858 Direk­tor der Medi­zi­ni­schen Poli­kli­nik in Leip­zig. 1859 erhielt er den Titel eines außer­or­dent­li­chen Pro­fes­sors. 1861 wur­de Weber zum ordent­li­chen Pro­fes­sor für Patho­lo­gie und The­ra­pie an der Uni­ver­si­tät Hal­le beru­fen. Zugleich war er damit Lei­ter der Uni­ver­si­täts­po­li­kli­nik und Armen­arzt der Stadt Hal­le. Er bewähr­te sich 1866 bei der auf­tre­ten­den Cho­le­ra­epi­de­mie und 1870/71 als zustän­di­ger Arzt für die Laze­ret­te in der Stadt (aus­ge­zeich­net als Ehren­bür­ger). Nach 1871 war Weber maß­geb­lich an den Pla­nun­gen für die Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken an der heu­ti­gen Mag­de­bur­ger Stra­ße betei­ligt. 1890 über­gab er die Kli­nik­lei­tung an Josef von Mering, 1904 wur­de Weber von den Lehr­ver­pflich­tun­gen ent­bun­den. Neben sei­nen orga­ni­sa­to­ri­schen Auf­ga­ben beschäf­tig­te sich Weber vor allem mit der Anwen­dung phy­si­ka­li­scher Prin­zi­pi­en auf die Medi­zin, etwa bei der Erfor­schung der Blut­zir­ku­la­ti­on. Er erhiehlt den Roten Adler-Orden 2. Klas­se mit Stern, den Preu­ßi­schen Kro­nen-Orden 2. Klas­se mit Stern. Die her­zog­li­sche Fami­lie Anhalts ernann­te ihn zum Kom­man­deur I. Klas­se des Haus­or­dens Albrechts des Bären.

Text: Dr. Hen­rik Eberle

Sta­tus: abge­schlos­se­nes Projekt